Your Vision Schule NRW möchte die Perspektiven von Schüler:innen auf Schule als Lebens- und Lernort einfangen und sichtbar machen. Dazu begeben sich gerade Schulen in ganz NRW auf Erkundungstour in ihren Schulen. Eine der teilnehmenden Schulen ist die Erich Kästner-Schule in Oelde. Ein Bericht aus Schulperspektive, von Lehrer:innen und Schüler:innen.

© Erich Kästner Förderschule Oelde
Wie bilde ich mir eigentlich eine Meinung?
Die Schüler:innenvertretung (SV) der Erich Kästner-Schule Oelde arbeitet seit Oktober 2024 zu den Missionen von Your Vision Schule NRW. Die Erich Kästner-Schule ist eine Förderschule mit dem Förderschwerpunkt körperliche und motorische Entwicklung. Schüler:innen der Klasse 1-10 in unterschiedlichen Bildungsgängen (geistige Entwicklung, Schüler:innen mit intensivpädagogischen Förderbedarf, Lernen und zielgleicher Bildungsgang) leben und lernen gemeinsam.
„Insgesamt hat Your Vision Schule NRW den Schüler:innen bisher sehr gut gefallen. Sie haben nicht nur etwas über ihre Rechte gelernt, sondern auch gemerkt, dass sie selbst etwas verändern können. Denn Schule soll ein Ort sein, an dem sie gerne sind. Und sie haben mutige Ideen, wie das möglich wird!“ (Eva Hermeier & John Wasen)
SV setzt Your Vision um
Die SV setzt sich aus Schüler:innen der Klassen 5 bis 10 zusammen und trifft sich einmal im Monat. Im Herbst letzten Jahres wurden die drei Missionen von Your Vision vorgestellt. Aus diesen wurden zwei durch Abstimmung ausgewählt, mit denen die SV gerne starten wollte. Aus den zwei Missionen wiederum durften die SV- Schüler:innen wählen, mit welcher sie sich in einer Kleingruppe näher auseinandersetzen wollen.
Ausgewählt wurden die Missionen „Schule als Ort zum Leben“ und „Schule als Ort zum Mitwirken“. Diese beiden Arbeitsgruppen wurden jeweils von den beiden SV-Lehrer:innen begleitet.
Schule als Ort zum Mitwirken
In der Mission „Schule als Ort zum Mitwirken“ wurde zunächst besprochen, was Mitwirken überhaupt bedeutet und dies dann aus Schüler:innensicht auf den Kontext Schule übertragen. Die Schüler:innen hatten zunächst Schwierigkeiten, Beispiele zu finden, in denen deutlich wurde, dass sie in Schule mitbestimmen können. Doch mit Hilfe von Impulsen wurde allen klar, was damit gemeint ist und dass nicht nur die Erwachsenen – die Lehrer:innen, die Schulleitung – mitwirken können, sondern dass auch Schüler:innen viele Möglichkeiten haben, ihre Ansichten, Ideen und Wünsche einzubringen.
Besonders spannend fanden es die Schüler:innen andere Schüler:innen und Lehrer:innen zu interviewen, in welchen Situationen sie „Schule als Ort zum Mitwirken“ erfahren. Die Mitschüler:innen nannten zum Beispiel die Wahl der Arbeitsgemeinschaften, die Wahl der Klassensprecher:in, die Arbeit in der SV, teilweise die Auswahl an Unterrichtsthemen und die Mitgestaltung von Klassen- und Schulfesten als Möglichkeiten der Mitbestimmung. Die Schüler:innen waren während der Auseinandersetzung mit dem Material überrascht, wie viele Möglichkeiten Schule bieten kann, die eigene Meinung, die eigenen Ideen und Mitarbeit einzubringen.
„Das Material ist gut strukturiert und bietet Freiräume der Differenzierung. Zudem ist das Ganze zeitlich nicht begrenzt, so dass es immer möglich ist, an bestimmten Frage- und Diskussionsstellen zu verbleiben und noch weiter in die Tiefe zu gehen. Zudem sind auch den individuellen Gedanken und Ideen der Schüler:innen keine Grenzen gesetzt. Alles hat Zeit und Raum, gesagt und besprochen zu werden.“ (Eva Hermeier & John Wasen)
Schule als Ort zum Leben
Im Verlauf der Mission „Schule als Ort zum Leben“ haben sich die Schüler:innen in den letzten Wochen mit der Frage beschäftigt, wie ihre Schule zu einem Ort werden kann, an dem sie sich wirklich wohlfühlen – nicht nur zum Lernen, sondern auch zum Leben.
Zu Beginn beschäftigten sich die Schüler:innen mit ihren Rechten nach der UN-Kinderrechtskonvention. In der nächsten Lektion gingen sie mit einer Checkliste auf Erkundungstour durch die Schule. Die Aufgabe bestand in der Durchführung einer Foto-Rallye, bei der sie im Team bedeutungsvolle Orte finden und fotografieren sollten. Besonders viel Spaß hat den Schüler:innen zudem die Aufgabe gemacht, die Schule kreativ und mutig umzugestalten. Sie haben Skizzen und Bilder entworfen und Listen geschrieben, auf denen die eigene Wunsch-Schule zu sehen ist – mit mehr Pflanzen, bunten Klassenzimmern, Ruhezonen, Spielplätzen, Reit-, Sport- und tollen Freizeitmöglichkeiten.
Zum Schluss prüften die Schüler:innen die ausgewählten Vorschläge auf ihre Umsetzbarkeit. Es wurde überlegt: Ist das realistisch? Ist es sicher? Können alle mitmachen? Schlussendlich fiel auf, dass gute Ideen auch praktisch durchdacht sein müssen
„Das Your Vision-Team hat immer ein offenes Ohr für Fragen und Anregungen. Die regelmäßigen Videokonferenzen bieten immer eine sehr gute Möglichkeit des Austausches und der gegenseitigen Unterstützung. Auch Fragen per E-Mail werden immer sehr zeitnah und konkret beantwortet, so dass man sehr schnell merkt, dass dieses Projekt viele Gestaltungsmöglichkeiten bereithält, wir immer auf Unterstützung zurückgreifen können und es ein wirkliches „Falsch“ nicht gibt. Die Vielfalt der Ergebnisse macht schließlich auch dieses Projekt aus und spiegelt auch die Vielfalt der Schüler:innen unterschiedlicher Schulformen und Schulstufen wider.“ (Eva Hermeier & John Wasen)
Schule als Ort zum Mitwirken
Mario Diekneite, 13 Jahre
„Mein Name ist Mario Diekneite, ich bin 13 Jahre alt und ich arbeite bei unseren Treffen mit der Schülervertretung in der Gruppe „Schule als Ort zum Leben“. Dort haben wir Fotos von Orten in der Schule gemacht, an denen man sich wohl fühlt und an denen man sich nicht wohl fühlt. Außerdem haben wir Ideen gesucht, wie man die Schule verschönern kann. Zum Beispiel können mehr Pflanzen aufgestellt und mehr Sitzmöglichkeiten geschaffen werden. Die Ideen eines „Gentlemans Clubs“, „Tiere auf dem Schulhof“ oder eine „Computer-AG“ haben wir durch einen „Ideenfilter“ gefiltert, um herauszufinden, ob die Ideen überhaupt realistisch sind. Außerdem haben wir uns Gedanken darüber gemacht, dass viele Schüler:innen unserer Schule an fast allen Tagen erst um 16 Uhr zu Hause sind und somit den größten Teil des Tages in der Schule verbringen. Daher würden wir uns mehr AGs wünschen, die uns Spaß machen und für die Pause wünschen wir uns gemütliche Pausenräume, in denen man entspannen kann und wo man gerne Zeit mit anderen verbringt. Auch finden viele das Schulessen nicht so lecker. Wir würden gerne bei der Auswahl des Essens und der Qualität mehr mitbestimmen.“
Lian Seidel, 13 Jahre
„Ich heiße Lian Seidel und ich bin 13 Jahre alt. Ich arbeitete in den SV-Sitzungen zu der Mission „Schule als Ort zum Mitwirken“. Am Anfang haben wir Ideen und Vorschläge auf einem großen Plakat gesammelt mit Ideen, wo und wann wir in unserer Schule mitbestimmen dürfen. Durch das Zusammentragen der Ideen sind viele Möglichkeiten zusammengekommen, auf die man vielleicht nicht gekommen wäre. Zum Beispiel bei der Sitzordnung, bei Klassenfesten, bei manchen Unterrichtsthemen usw. Außerdem haben wir in kleinen Gruppen Interviews mit unseren Klassenlehrern und Klassenlehrerinnen sowie Mitschülern und Mitschülerinnen gemacht und dadurch noch von weiteren Ideen der Mitwirkung in unserer Schule erfahren. Am Ende der Mission haben wir an der anonymen Umfrage von Your Vision teilgenommen. Da ging es darum, was wir über unsere Schule denken. Wir hatten alle Spaß und Freude daran, an dem Thema zu arbeiten.“
Mehr Informationen zur Schule: LWL | Startseite - Erich Kästner Schule
Credit: Erich Kästner-Schule (Lehrer:innen: John Wasen & Eva Hermeier / Schüler: Mario Diekneite & Lian Seidel)
Dieser Text wurde auch im digitalen Amtsblatt des für Schule und Bildung "Schule NRW" veröffentlicht: Hier lesen.