Beteiligung ist ein zentraler Bestandteil demokratischer Bildung. Doch nicht jeder Beteiligungsprozess trägt automatisch zu Demokratiebildung oder einer demokratischen Schulkultur bei. In diesem Beitrag beleuchten wir, welche Bedingungen erfüllt sein müssen, damit Beteiligungsprozesse, wie durch Your Vision Schule NRW initiiert, eine demokratische Schulkultur stärken.

© DKJS/Claudia Paulussen
Beteiligung als Katalysator für demokratische Schulkultur
Beteiligung ist eine grundlegende Erfahrung, durch die Kinder und Jugendliche sich in der Vertretung der eigenen Meinung, im Aushandeln verschiedener Positionen üben, mit Herausforderungen und Konflikten umgehen lernen und sich als handlungsfähig und selbstwirksam erleben können.
Beteiligung ist damit eine demokratische Praxis, die Schulen zu Lernorten der Demokratie macht. Als „Orte der Demokratie“ haben sie das Potential, demokratische Prinzipien, Aushandlungs- und Entscheidungsprozesse erfahrbar zu machen. Wenn Schüler:innen erleben, dass ihre Stimmen gehört und ernst genommen werden, können sie Vertrauen in demokratische Strukturen entwickeln.
Durch projektbasiertes Lernen erfahren Schüler:innen zudem Selbstwirksamkeit, übernehmen Verantwortung und beschäftigen sich mit Themen, die sie für sinnvoll halten. Der Ansatz des projektbasierten Lernens hilft ihnen, demokratische Schlüsselkompetenzen wie Selbstorganisation, kooperative Projektentwicklung und Problemlösung zu entwickeln. Projektbasiertes Lernen schafft eine direkte Verbindung zwischen Partizipation und der Stärkung von Demokratiekompetenzen.
Beteiligungsprogramme wie Your Vision Schule NRW können somit als Katalysator für die Stärkung einer demokratischen Schulkultur dienen – einer Kultur, in der Demokratie und ihre Werte nicht nur gelehrt, sondern aktiv gelebt werden. Damit dies gelingt, sind folgende Aspekte besonders zu berücksichtigen:
- Systematische und verbindliche Verankerung: Neben punktuellen, projektbasierten und alltäglichen Beteiligungsanlässen ist eine systematische und verbindliche Verankerung von Beteiligung in schulischen Entscheidungsprozessen unabdingbar. Bestehende Formen und Gremien der Schüler:innen-Beteiligung sollten gestärkt werden, um ihre Effektivität und Wirkung zu gewährleisten.
- Aushandlungsprozesse und Pluralität: Beteiligungsprozesse sollten die Aushandlung, Kompromissfindung und die Berücksichtigung unterschiedlicher Perspektiven, Interessen und Werte beinhalten. Als Grundvoraussetzung für ein demokratisches Miteinander braucht es insbesondere einen vertrauensvollen, geschützten und moderierten Austausch sowie einen konstruktiven Umgang mit unterschiedlichen Perspektiven.
- Transparenz und Verbindlichkeit: Die Schüler:innen sollten von Anfang an über die Ziele des Beteiligungsprozesses informiert werden. Sie brauchen Klarheit darüber, worauf sie Einfluss nehmen können, wo die Grenzen ihres Einflusses liegen und zeitnahes Feedback darüber, inwiefern ihre Ideen und Anregungen berücksichtigt werden. Sie sollten auch verstehen, warum bestimmte Ideen nicht oder nur teilweise umgesetzt werden konnten. Die Informationen sollten für alle verständlich und nachvollziehbar sein.
- Ressourcen und Unterstützung: Beteiligungsprozessen setzen förderliche und verlässliche Rahmenbedingungen voraus, wie Zeit, Wissen, finanzielle und personelle Ressourcen und Strukturen. Damit Beteiligung zu Demokratiebildung beitragen kann, braucht es Begleitpersonen, die einen förderlichen Rahmen für Beteiligungsprozesse schaffen. Sie können junge Menschen dabei unterstützen, die nötigen Kompetenzen zu entfalten, ihre Meinung zu bilden und auszudrücken und Brücken zu bestehenden Beteiligungsstrukturen bauen.
- Partizipative Haltung und Power-Sharing: Lehrer:innen, Schulleitungen und pädagogische Fachkräfte müssen bereit sein, ihre eigene Macht kritisch zu reflektieren und Macht und Verantwortung mit Schüler:innen zu teilen. Beteiligung erfordert Offenheit für neue Perspektiven sowie Mut und die Bereitschaft zur Abgabe von Kontrolle. Erfolgreiche Partizipationsprojekte haben das Potenzial, das Vertrauen in Partizipationsprozesse zu stärken und eine machtkritische und partizipative Haltung (weiter) zu entwickeln.
- Inklusion und diskriminierungskritische Umsetzung: Ein diskriminierungskritisches Bewusstsein der gesamten Schulfamilie ist zentraler Bestandteil einer demokratischen Schulkultur. Demokratische Beteiligung muss sicherstellen, dass alle Schüler:innen – unabhängig z.B. von Herkunft, Geschlecht, Behinderung oder sozialem Hintergrund – gleichberechtigt teilhaben können. Strukturen und Methoden sollten darauf ausgelegt sein, Barrieren abzubauen und Ausschlüsse zu vermeiden.
Diese Schlüsselaspekte können bei der Planung und Durchführung von Beteiligungsprojekten bewusst reflektiert werden, um ihren Beitrag zu einer demokratischen Schulkultur zu stärken.
In einer Zeit zunehmender Ungleichheiten und der Notwendigkeit demokratischer Resilienz spielen Schulen eine entscheidende Rolle bei der Förderung demokratischer Werte und Praktiken. Aus diesem Grunde möchten wir mit Your Vision Schule NRW Schulen als Orte gelebter Demokratie stärken.